Kann ja mal passieren. Fehler sind menschlich. Wenn jedoch Maschinen am Werk sind, wird das Ganze komisch. Microsoft will auf der Nachrichten-Plattform MSN.com langfristig die Redakteure aus Fleisch und Blut in die Wüste schicken und die News von Künstlicher Intelligenz erstellen lassen. Beim Stresstest ging es aber schief: Auf einem Bild wurden zwei Sängerinnen verwechselt. Schlimmer noch: Das Unternehmen wollte den Fehler unter den Teppich kehren. Was lernen wir daraus? Maschinen sind offenbar auch nicht besser als Menschen - und sie sind für Menschen im Einsatz, die Fehler nicht immer eingestehen wollen.
Ich erinnere mich heute gerne an meine schönste Text-Bild-Schere. Okay, war ja auch nicht allein meine Schuld - der Fehler ist beim Umbruch im Verlag passiert, wo die Zeitungsseiten noch geschnipselt, geklebt und belichtet wurden. Es ging um das hochkarätige Turnier der Sieger in Münster. Ich hatte zu meinem Text mehrere Archivfotos mit Pferden und Reitern herausgesucht, diese mit Büroklammern an den Text geheftet und mit unterschiedlichen Bildunterzeilen versehen. Diese mussten ebenfalls mit Klammern an die Fotos geheftet werden und den selben Namen wie das Foto tragen. Kann man sich heute nicht mehr vorstellen, war aber so in den 1990er-Jahren. Es kam, wie es kommen musste: Ein Schnipsel wurde mit belichtet und landete auf dem Foto in der Zeitung; "BU zu Foto Hottehü 1". Sehr peinlich - immerhin war der Zossen ein edles und teures Turnierpferd. Am Tag nach der Veröffentlichung stand bei den Kollegen aus der Anzeigenabteilung das Telefon nicht mehr still.
Seit Zeitungen mit Computern gesetzt werden, sind solche Text-Bild-Pannen nicht mehr möglich. Trotzdem gibt es eine Fülle an Beispielen, in denen Text und Bild oder Ton und Bild nicht zueinander passen. Besonders peinlich: Das Bild zeigt genau das Gegenteil, worüber im Text die Rede ist. Text: "EU senkt Fangquoten, Kabeljau kann aufatmen" - Bild: gefangener, toter Fisch.
Ob eine Maschine das erkannt hätte? Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen: Roboter-Journalisten sind offensichtlich nicht fehlerfrei. In Zeiten von Fake News wäre es mir deshalb lieb, wenn ein zum Denken fähiger Mensch noch mal über Bilder und Texte schaut, bevor sie in die Welt hinaus gehen. Damit nicht nur die Fassade stimmt.
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