Jeder kennt es, jeder singt es - in diesen surrealen Corona-Zeiten sogar mehrmals täglich. Wer beim Händewaschen zweimal hintereinander "Happy Birthday" summt, macht alles richtig. Denn: Das dauert circa 30 Sekunden - lange genug, um den fiesen Covid-19-Kameraden abzuwaschen.
Bisher habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, wer das Geburtstagsständchen eigentlich erfunden hat. Das hat sich nun geändert.
"Happy Birthday" hat eine lange und spannende Geschichte. Laut Wikipedia stammt das Lied von zwei Schwestern, Mildred J. Hill und Patty Smith Hill. Beide wurden in Kentucky geboren, Mildred 1859, Patty 1868. Die Schwestern arbeiteten in einem Kindergarten und bastelten gemeinsam an einem Begrüßungslied für die Kinder. Mildred schrieb die Melodie, ihre Schwester den Text - ursprünglich "Good morning to all". Erstmals veröffentlicht wurde das Lied 1893.
Zum Geburtstagslied wurde der Song 1924. Robert H. Coleman, ein amerikanischer Herausgeber von baptistischen Liederbüchern, textete eine zweite Strophe - Happy Birthday to you. Da er sich nicht mit den Hill-Schwestern abgestimmt hatte, handelte er sich eine Urheberklage ein und verlor. 1989 schlug der Musikverlag Chappell Music Publishing zu und sicherte sich die Rechte für 15 Millionen Pfund Sterling. Eine Investition, die sich gerechnet hat: Allein im Jahr 1996 spülte "Happy Birthday" dem Verlag Einnahmen von 625.000 £ in die Kassen. Allerdings musste auch Chappell vor Gericht. 2013 zog die New Yorker Regisseurin Jennifer Nelson vor die Richter. Sie hatte eine Doku über das Lied gedreht und argumentierte, Chappell sei unrechtmäßig an die Rechte gekommen. Das Gericht entschied, der Verlag besitze keine Rechte an dem Liedtext und ordnete einen Vergleich an. Die Rechtelage in den USA ist bis heute unklar - anders als bei uns gibt es dort keine Regelschutzfrist, die ein Kunstwerk 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers gemeinfrei macht.
Die Sache ging so weit, dass ein amerikanischer Radiosender im Rahmen eines Wettbewerbs ein gebührenfreies Alternativstück komponieren ließ. Der Sieger, so steht es bei Wikipedia, stand 2013 fest: Monk Turner + Fascinoma mit "It`s your Birthday".
Wie dem auch sei. Ich wasche weiter mit "Happy Birthday" die Hände. Und hab dabei die skandalöse Version von Marilyn Monroe aus dem Jahr 1962 im Ohr. Corona, go home!
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